»…die halbe Million gewannen/zu Ihrer Weltreise aufbrachen/wieder nach Hause kamen/erfuhren, dass Ihr Buch auf der Bestsellerliste ist?« Nur um mal die meistgestellten Fragen der letzten Wochen zusammenzufassen. (Die Antworten für diejenigen, die das wirklich interessiert: Sensationell/furchteinflößend/ging so/unwirklich.)
Zeit also für eine kleine Zwischenbilanz. Auch wenn die letzten Wochen derartig sensationell/furchteinflößend/ging so/unwirklich waren, dass es schwer sein dürfte. Aber wer dieses Blog kennt, weiß: Geht nicht gibt’s nicht. Also:
Schockierendster Anblick
Die Tür zum Großen Saal im Literaturhaus München öffnete sich – und da saßen 380 Leute, ungelogen. Mehr gingen nicht rein, es mussten sogar welche ohne Karte wieder gehen. Unfassbar. In diesem Moment habe ich mir innerlich gratuliert, dass ich mir Amelie Fried als Moderatorin des Abends gewünscht hatte – mindestens 300 der Zuhörer gingen natürlich auf ihr Konto. Amelie war aber nicht nur deshalb ein Glücksfall (und natürlich weil sie so eine tolle Interviewerin ist), sondern auch, weil ich sie während der Reise, genauer in Shanghai kennengelernt hatte. An diesem Abend war das Glück des Reisens wieder so greifbar wie lange nicht: Begegnungen (auch mit Blogkommentatoren, danke!), Erlebnisse, Zufälle. Ach Mensch.
Beste Begegnung
Sorry, fieses Fan-Handyfoto am ausgestreckten Arm: James Last nach der Aufzeichnung von »Markus Lanz«. 84 und gerade auf Tournee, großartig.
Wobei: Die beste Begegnung war vielleicht doch die mit Lothar Matthäus, ebenfalls bei Lanz. Wir beide auf demselben Flug heim nach München. Verspätung. Er lädt mich netterweise auf einen Warte-Wein ein. Und erzählt. Erzählt (obwohl er weiß, dass ich Journalistin bin) wahnsinnig viel (was ich hier nicht schreibe, obwohl ich Journalistin bin. Ich mag den). Ich höre zu und gucke zu, auch vorher schon und nachher noch, und stelle fest: Der ist nicht eine Minute je allein. Der Security-Mann, der Typ am Security-Laufband hinter ihm, die Bedienung im Flughafen-Café und seine Kollegin, die anderen Wartenden, die Mitpassagiere, die im Flugzeug zu ihm nach vorn rennen und sich mit dem Handy fotografieren lassen (von Wayne Carpendale, dem Armen, der ein paar Reihen hinter Lothar sitzt), der Flugbegleiter, der sich eine Viertelstunde auf die Sitzlehne neben ihn parkt: Alle wollen was, Aufmerksamkeit, ein Foto, ein Autogramm, irgendwas. Lothar sagt, und ich glaube das sofort: »Nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt, auch in New York und Dubai.« Was für ein Alptraum. Für ihn anscheinend aber nicht, er ist freundlich zu allen. Beim Wein fragt er nach meinem Buch, ich schenke es ihm, er verspricht mir im Gegenzug seine Autobiografie. Beim Aussteigen in München wartet er am Ende der Schleuse auf mich und überreicht mir ein Schokolädchen aus der Business Class: »Wie kommen Sie nach Hause? Soll ich Sie in die Innenstadt mitnehmen?« Er ist höflich, herzlich, einfach entzückend.
Ein paar Tage später: Ein Fed Ex-Päckchen wird ausgeliefert. Absender: Lothar Matthäus, Hotel Vier Jahreszeiten. Inhalt: die angekündigte Autobiografie Ganz oder gar nicht. Auf der ersten Seite eine Widmung: »Für Anita. Alles Liebe und Gute für die Zukunft, Lothar Matthäus«.
Das werde ich nie weggeben, das Buch.
Bestes Give-away nach einem Talkshow-Besuch
Tasse und Pralinen der Fa. Stolle. Darauf, von oben nach unten, Bettina Tietjen (die mich in der DAS!-Sendung interviewte), das DAS!-Logo, das Rote Sofa von DAS!, das Hamburger Stadtwappen, Inka Schneider, Hinnerk Baumgarten. Bislang noch unverspeist. Besonders Herr Baumgarten könnte ja eines Tages Sammlerwert haben.
Highlight der Sendung – vor der ich mich etwas gefürchtet hatte, denn man weiß ja, dass sie Blondinen selten Glück gebracht hat – war die berüchtigte Überraschung, die die Redaktion für den jeweiligen Gast vorbereitet. In meinem Fall tatsächlich eine angenehme: ein Einspieler mit meinem alten Journalistenschullehrer Wolf Schneider, der mir einen Kranz flocht und flüssig aus einem etwas gehässigen Porträt zitierte, das ich mal anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Henri-Nannen-Schule über ihn geschrieben habe: »Ja, wir hassen ihn. Aber wir hassen ihn auf Knien.«
Ansonsten weiß ich jetzt endlich, was die Öffentlich-Rechtlichen mit unseren Gebührengeldern machen. Bestes Catering und bestes Make-up: Markus Lanz. Bestes Queen-for-a-day-Gefühl: Beckmann (dessen Fahrdienst mich nach der Aufzeichnung in Hamburg zu meiner Lesung nach Hannover chauffierte).
Größter »Gibt’s doch nicht«-Moment
Größte Vorfreude
Die Lesungen der nächsten Wochen und Monate. Es kommen immer noch welche dazu, es lohnt sich also, von Zeit zu Zeit mal auf die Verlags-Website zu schauen. Irgendwann werde ich es in all dem Trubel auch schaffen, endlich das lang geplante Winnemuth-Portal für meinen gesammelten Blödsinn einzurichten, derzeit müssen wir uns noch so behelfen. Verzeihung und danke für die Geduld.